»Der Mensch braucht Geschichten«. Otfried Preußler zum 100. Geburtstag

Zum 100. Geburtstags von Otfried Preußler widmet das Stabi Kulturwerk dem berühmten Kinderbuchautor eine umfangreiche Ausstellung. Bereits zu Lebzeiten übergab der Autor seinen Nachlass an die Staatsbibliothek zu Berlin. Ausgehend vom Nachlass zeigt die Ausstellung Preußlers persönliche und künstlerische Entwicklung, die Rezeption seiner Werke im In- und Ausland und deren Intermedialität sowie den Austausch des Schriftstellers mit seinen Leserinnen und Lesern. Zu den rund 150 Exponaten gehören Manuskripte und Typoskripte, Erstausgaben, Theater- und Hörspielbearbeitungen, Originalillustrationen und Briefe. Eine eigens entwickelte Rauminstallation setzt sich künstlerisch mit Preußlers bekanntestem Werk »Krabat« auseinander.

Kinderbücher

Seinen ersten großen Erfolg hatte Preußler mit der Erzählung »Der kleine Wassermann« (1956). Danach erschienen in kurzer Folge weitere Kinderbücher: »Die kleine Hexe« (1957), »Der Räuber Hotzenplotz« (1962), zu dem mit »Neues vom Räuber Hotzenplotz« (1969) und »Hotzenplotz 3« (1973) zwei Fortsetzungen veröffentlicht wurden, sowie »Das kleine Gespenst« (1966). Für seine literarischen Verdienste wurde Preußler mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Deutschen Jugendbuchpreis (1957, 1963 und 1972), dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach (1988), dem Eichendorff -Literaturpreis (1990) und dem Deutschen Fantasy Preis (1992).

Medienverbund

Otfried Preußler schrieb Bühnen- und Hörspielfassungen für viele seiner Kinderbücher. Aktuelle Inszenierungen an Theatern in ganz Deutschland zeugen vom anhaltenden Erfolg dieser Adaptionen. Zur Popularität der Werke trugen auch Kino- und Fernsehfilme bei. Bereits in den 1960er Jahren wurden Fernsehfassungen von Aufführungen der Augsburger Puppenkiste gedreht. Aufwändige Kinoproduktionen entstanden zu »Räuber Hotzenplotz« (1974, 2006 und 2022), »Die kleine Hexe« (1986 und 2018), »Krabat« (2008) und »Das kleine Gespenst« (2013). Im Medienverbund von Preußlers Werken gehören außerdem diverse Karten-, Gesellschafts- und Computerspiele, von denen einige ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden.

Krabat

Zehn Jahre arbeitete Preußler an seiner Erzählung »Krabat«. Der Nachlass spiegelt die intensive Auseinandersetzung mit dem »Krabat«-Stoff anhand unterschiedlicher Fassungen. Preußlers umfangreiche Materialsammlung zum Mühlenbau, zu den technischen und sozialen Bedingungen des Müllerei-Handwerks und zur Topografie des Handlungsorts Schwarzkollm zeigt, wie akribisch er für dieses Projekt recherchierte. Ein ganzer Raum der Ausstellung, gestaltet von der Künstlerin und Szenografin Sophie Meyerhoff, ist diesem Werk von Otfried Preußler gewidmet.