Die Vogel-WG. Die Heinroths, ihre 1000 Vögel und die Anfänge der Verhaltensforschung
13. Juni – 14. September 2025
Die Ausstellung erzählt die außergewöhnliche Geschichte von Oskar, Magdalena und Katharina Heinroth und einer der ungewöhnlichsten Wohngemeinschaften Berlins. Gemeinsam mit seiner ersten Frau Magdalena zog Oskar Heinroth zwischen 1904 und 1932 in einer Berliner Mietwohnung über 250 verschiedene Vogelarten auf – vom winzigen Zaunkönig bis zum Seeadler. Was als gemeinsame ornithologische Leidenschaft begann, wurde zu einem Pionierprojekt der Verhaltensforschung: Insgesamt lebten rund 1.000 Vögel mit den Heinroths, viele davon über Monate oder Jahre hinweg.
Die Wohnung glich einer Wohngemeinschaft mit Vögeln. Die Tiere trugen Namen und wurden als Persönlichkeiten wahrgenommen. Der erste Mitbewohner war eine Mönchsgrasmücke namens „Greiner“ – Oskars Hochzeitsgeschenk an Magdalena. Im sogenannten Vogelzimmer standen Käfige, individuell ausgestattet für die jeweilige Art: mit Brutröhre für Eisvögel, einem Bachlauf für Wasseramseln oder einem „Seglerheim“ für Mauersegler.
Herzstück des Projekts war die akribische wissenschaftliche Dokumentation. In Vogeltagebüchern hielten die Heinroths Wachstum, Verhalten und Gefiederentwicklung fest. Zugleich wurden die Tiere aufwändig fotografiert. Modernste Kameratechnik und technische Versiertheit Oskars einerseits und Magdalenas Geduld und Einfühlungsvermögen andererseits ermöglichten hier erstmals eine wissenschaftliche Dokumentation unter Studiobedingungen.
Die Forschungsergebnisse mündeten in das opulente vierbändige Werk „Die Vögel Mitteleuropas“, das beide gemeinsam verfassten und das zwischen 1926 und 1931 erschien. Es dokumentiert für jede aufgezogene Art Entwicklung und Verhalten – und markiert den Beginn der Verhaltensforschung in Deutschland.
Nach Magdalenas frühem Tod führte Oskar seine Arbeit mit seiner zweiten Frau Katharina fort. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Direktor des Berliner Aquariums; Katharina übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg als erste Frau die Leitung des Zoologischen Gartens. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass der wissenschaftliche Nachlass von Oskar und Magdalena erhalten blieb: Sie rettete die Dokumente aus dem zerstörten Aquarium und übergab sie 1980 der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Ausstellung präsentiert nun erstmals in diesem Umfang Materialien wie Tagebücher, Zeichnungen und Fotoserien aus diesem bedeutenden Nachlass und eröffnet dabei einen einzigartigen Blick auf das Zusammenleben der Heinroths mit ihren Vögeln.